Eure Sprüche für´s Poesiealbum
Nicht Kunst und Wissenschaft allein,
Geduld will bei dem Werke sein.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832)
Das flücht´ge Lob, des Tages Ruhm
magst du dem Eitlen gönnen;
das aber sei dein Heiligtum:
vor dir bestehen können.
(Theodor Fontane, 1819-1898)
Das sind die Weisen,
die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.
Die bei dem Irrtum verharren,
das sind die Narren.
(Friedrich Rückert, 1788-1866)
Ursprünglich eignen Sinn
lass dir nicht rauben!
Woran die Menge glaubt,
ist leicht zu glauben.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832)
Frund, so du etwas bist,
so bleib doch ja nicht stehn,
man muss aus einem Licht
fort in das andre gehen.
(Angelus Silesius, 1624-1677)
Du sehnst dich, weit hinaus zu wandern,
bereitest dich zu raschem Flug.
Dir selbst sei treu und treu den andern,
dann ist die Enge weit genug!
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832)
Willst du getrost durchs Leben gehen,
blick über dich!
Willst du nicht fremd im Leben stehn,
blick um dich!
Willst du dich selbst in einem Werte sehn,
blick in dich!
(Johann Caspar Lavater, 1741-1801)
Aus den Wolken muss es fallen,
aus der Götter Schoß, das Glück,
und der Mächtigste von allen
Herrschern ist der Augenblick.
(Friedrich Schiller, 1759-1805)
Verlange von dir selber viel
und sprich zu dir: Ich will - ich soll!
Den andern aber hilf ans Ziel
und sei im Fordern nachsichtsvoll.
(Heinrich Hoffmann, 1809-1894)
Nicht allein das Abc
bringt den Menschen in die Höh,
sondern auch der WEisheit Lehren
muss man mit Vergnügen hören.
(Wilhelm Busch, 1832-1908)
Lass ihn im Galoppe tollen
reite ruhig deinen Trab.
Ein zu ungestümes Wollen
wirft von selbst den Reiter ab.
(Wilhelm Busch, 1832-1908)
Durch große Lehren
sind nie die Menschen zu bekehren.
Das gute Beispiel prägt allein
der Lehre Sinn dem Herzen ein.
(Friedrich von Bodenstedt, 1819-1892)
Gesell dich einem Bessern zu,
dass mit ihm deine bessern Kräfte ringen.
Wer selbst nicht weiter ist als du,
der kann dich auch nicht weiterbringen.
(Friedrich Rückert, 1788-1866)
In jedes Haus, wo Liebe wohnt,
da scheint hinein auch Sonn und Mond,
und ist es noch so ärmlich klein,
es kommt der Frühling doch hinein.
(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874)
Das größte Haus ist eng,
das kleinste Haus ist weit,
wenn dort ein Gedräng
und hier Zufriedenheit.
(Martin Luther, 1483-1546)
Und wird auch mal der Himmel grauer,
wer voll Vertraun die Welt besieht,
den freut es, wenn ein Regenschauer
mit Sturm und Blitz vorüberzieht.
(Wilhelm Busch, 1832-1908)
Und all das Geld und all das Gut
gewährt zwar schöne Sachen,
Gesundheit, Schlaf und guten Mut
kanns aber doch nicht machen.
(Matthias Claudius, 1740-1815)
Ist nicht ein ungestörtes Glück
weit schwerer zu tragen
als selbst das widrige Geschick,
bei dessen Last wir klagen?
(Christian Fürchtegott Gellert, 1715-1769)
Wenn es dir übel geht,
nimm es für gut nur immer;
wenn du es übel nimmst,
so geht es dir noch schlimmer.
(Friedrich Rückert, 1788-1866)
Das sind die Starken,
die unter Tränen lachen,
eigne Sorgen verbergen
und andre fröhlich machen.
(Franz Grillparzer, 1791-1872)