Kinderlieder

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Guter Mond, du gehst so stille
(Karl Enslin, 1819-1875)

Guter Mond, du gehst so stille
durch die Abendwolken hin.
Deines Schöpfers weiser Wille
hieß auf jene Bahn dich zieh'n.

Leuchte freundlich jedem Müden
in das stille Kämmerlein.
Und dein Schimmer gieße Frieden
ins bedrängte Herz hinein!

Guter Mond, o gieße Frieden
in das arme Menschenherz.
Wende von dem Schmerz hienieden
uns're Seele himmelwärts.

Mild und freundlich schaust du nieder
von des Himmels blauem Zelt,
Und es tönen unsre Lieder
hell hinauf zum Herrn der Welt.

Guter Mond du wandelst leise
an dem blauen Himmelszelt,
Wo dich Gott zu seinem Preise
hat als Leuchte hingestellt

Blicke traulich zu uns nieder
durch die Nacht aufs Erdenrund.
Als ein treuer Menschenhüter
tust du Gottes Liebe kund.

Guter Mond, du gehst so stille
in den Abendwolken hin,
Bist so ruhig, und ich fühle,
dass ich ohne Ruhe bin.

Traurig folgen meine Blicke
deiner stillen, heitern Bahn.
O wie hart ist mein Geschicke,
dass ich dir nicht folgen kann.

Guter Mond, dir will ich's sagen,
was mein banges Herze kränkt,
und an wen mit bittren Klagen
die betrübte Seele denkt!

Guter Mond, du kannst es wissen,
weil du so verschwiegen bist,
warum meine Tränen fließen
und mein Herz so traurig ist.

Ach, dass auch in uns're Herzen
Himmelsruhe zöge ein,
dass wir immer frei von Schmerzen,
stets zufrieden möchten sein!

Sanft umströmet uns dein Schimmer,
klarer, milder Mondenschein.
Menschenherz, o dass du immer
wärst wie dieses Licht so rein!

 

Guten Abend, gute Nacht
(Text: Georg Scherer,1828–1909; Musik: Johannes Brahms)
aus “Des Knaben Wunderhorn”

Guten Abend, gute Nacht,
mit Rosen bedacht,
mit Näglein besteckt,
schlüpf unter die Deck.

Morgen früh, wenn Gott will,
wirst du wieder geweckt,
morgen früh, wenn Gott will,
wirst du wieder geweckt.

Guten Abend gute Nacht,
von Englein bewacht,
die zeigen im Traum
dir Christkindleins Baum.

Schlaf nur selig und süß,
schau in Traum's Paradies,
schlaf nur selig und süß,
schau in Traum's Paradies.

 

Schlafe, mein Prinzlein, schlaf ein!
(Friedrich Wilhelm Gotter, 1746-1797 )

Schlafe, mein Prinzlein, schlaf ein!
Es ruh'n Schäfchen und Vögelein.
Garten und Wiese verstummt,
auch nicht ein Bienchen mehr summt.
Luna mit silbernem Schein
gucket zum Fenster herein.
Schlafe beim silbernem Schein.
Schlafe, mein Prinzlein, schlaf ein,
schlaf ein, schlaf ein!

Alles im Schlosse schon liegt,
alles in Schlummer gewiegt.
Reget kein Mäuschen sich mehr.
Keller und Küche sind leer.
Nur in der Zofe Gemach
tönet ein schmachtendes “Ach”.
Was für ein “Ach” mag dies sein?
Schlafe, mein Prinzlein, schlaf ein,
schlaf ein, schlaf ein.

Wer ist beglückter als du,
nichts als Vergnügen und Ruh.
Zucker und Spielwerk vollauf
und noch Karossen im Lauf.
Alles benutzt und bereit,
dass nur mein Prinzlein nicht schreit.
Wie wird es künftig erst sein?
Schlafe, mein Prinzlein, schlaf ein.

 

Weißt du, wie viel Sterne stehen
(Wilhelm Hey, 1789-1854)

Weiß du, wie viel Sterne stehen
an dem blauen Himmelszelt?
Weißt du, wie viel Wolken gehen
weithin über alle Welt?
Gott, der Herr, hat sie gezählet,
dass ihm auch nicht eines fehlet
an der ganzen großen Zahl,
an der ganzen großen Zahl.

Weißt du, wie viel Mücklein spielen
in der hellen Sonnenglut?
Wie viel Fischlein auch sich kühlen
in der hellen Wasserflut?
Gott, der Herr, rief sie mit Namen
Dass sie all' ins Leben kamen
Dass sie nun so fröhlich sind,
dass sie nun so fröhlich sind.

Weißt du, wie viel Kinder frühe
stehn aus ihrem Bettlein auf,
dass sie ohne Sorg und Mühe
fröhlich sind im Tageslauf?
Gott im Himmel hat an allen
seine Lust, sein Wohlgefallen,
kennt auch dich und hat dich lieb,
kennt auch dich und hat dich lieb.

 

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