Kindergedichte

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Vom Riesen Timpetu
Alwin Freudenberg (1873-1930)

Pst! Ich weiß was. Hört mal zu:
War einst ein Riese Timpetu.
Der arme Bursche hat - o Graus -
im Schlafe nachts verschluckt ´ne Maus.

Er lief zum Doktor Isegrimm:
Ach Doktor, mir geht´s heute schlimm!
Ich hab im Schlaf ´ne Maus verschluckt,
die sitzt im Leib und kneipt und druckt.

Der Doktor war ein kluger Mann,
man sah´s ihm an der Brille an.
Er hat ihm in den Hals geguckt.
Wie? Was? ´ne Maus habt Ihr verschluckt?
Verschluckt ´ne Mietzekatz dazu,
so lässt die Maus Euch gleich in Ruh!

 

Ein grünes Blatt
Theodor Storm (1817-1888)

Ein Blatt aus sommerlichen Tagen,
ich nahm es so im Wandern mit,
auf dass es einst mir möge sagen,
wie laut die Nachtigall geschlagen,
wie grün der Wald, den ich durchschritt.

 

Das gute Kind
Jakob Vogel von Glarus (1816-1899)

Nimm dieses Geldstück, Röschen
und gehe in die Stadt
und kaufe dir was Süßes
der Zuckerbäcker hat.

Die Kleine nahm´s und küsste
die Mutter noch zum Lohn,
sang selig wie ein Engel
und hüpfte froh davon.

Bald kehrt das Kind zurücke,
naht zögernd ihr und spricht
ich kaufte nichts, o Mutter,
ach, bitte zürne nicht.

Dort unten vor dem Tore
da saß ein alter Greis,
es wehten seine Locken
im Winde silberweiß.

Er bat um Brot, der Arme,
ihn hungerte gar sehr
und mancher ging vorüber
so kalt und mitleidsleer.

Da drückte ich mein Geldstück
ihm heimlich in die Hand
und eine Träne rollte
mir dankend in den Sand.

Sie schwieg, die Mutter weinte
und blickte himmelwärts
und zog in heiliger Liebe
das gute Kind ans Herz.

 

Wiegenlied
Clemens Wenzeslaus Brentano de La Roche (1778-1842)

Singet leise, leise, leise,
singt ein flüsternd Wiegenlied,
von dem Monde lernst die Weise,
der so still am Himmel zieht.

Singt ein Lied so süß gelinde
wie die Quellen auf den Kieseln,
wie die Bienen um die Linde
summen, murmeln, flüstern, rieseln.

 

Vater werden ist nicht schwer
Wilhelm Busch (1832-1908)

Vater werden ist nicht schwer,
Vater sein dagegen sehr.
Ersteres wird gern geübt,
weil es allgemein beliebt.
Selbst der Lasterhafte zeigt,
dass er gar nicht abgeneigt;
nur er will mit seinen Sünden
keinen guten Zweck verbinden,
sondern, wenn die Kosten kommen,
fühlet er sich angstbeklommen.
Dieserhalb besonders scheut
er die fromme Gastlichkeit,
denn ihm sagt ein stilles Grauen:
Das sind Leute, welche trauen.

 

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