Kindergedichte

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Ein Wagen voll Heu
Robert Reinick (1805-1852)

Steht ein Kirchlein im Dorf,
geht ein Weg daran vorbei,
und die Hühner, die machen
am Weg ein Geschrei.

Und die Tauben, die flattern
da oben am Dach,
und die Enten, die schnattern
da unten am Bach.

Und der Wagen voll Heu,
der kommt von der Wiese,
und oben darauf
sitzt der Hans und die Liese.

Sie jodeln und jauchzen
und lachen alle beid',
das klingt durch den Abend,
es ist eine Freud'.

 

Gute Nacht Gebet
© Uschi Hahn Mit freundlicher Genehmigung der Autorin

Komm liebe Sternschnuppe, leuchte mir,
lieg ich so brav im Bettchen hier.

Der Mond in das Zimmer lacht
dabei von Sternschnuppen bewacht,
werden wir endlich ruhn,
denn bei so vielen Kindern haben sie zu tun.

Schließe alle in meine Träume ein
und ich werde die Nacht über glücklich sein.
Ein jedes Kind auf dieser Welt,
hat für sich den Frieden bestellt.

Nur meine Sternschnuppe hat die Macht,
drum beten wir jetzt alle „Gute Nacht“.
Ganz still wird es nun sein,
aber trotzdem bin ich nicht allein.

Schaut vorbei in Nacht
bis die Sonne erwacht.
Drum schließ ich die Augen zu
und geb jetzt endlich auch mal Ruh.

Komm liebe Sternschnuppe, leuchte mir,
schlaf ich doch bald im Bettchen hier.

 

Vom Vater hab ich die Statur
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Vom Vater hab ich die Statur,
des Lebens ernstes Führen,
vom Mütterchen die Frohnatur
und Lust zu fabulieren.
Urahnherr war der Schönsten hold,
das spukt so hin und wieder;
Urahnfrau liebte Schmuck und Gold,
das zuckt wohl durch die Glieder.
Sind nun die Elemente nicht
aus dem Komplex zu trennen,
was ist denn an dem ganzen Wicht
Original zu nennen?

 

Kinder am Ufer
Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848)

"O sieh doch! Siehst du nicht die Blumenwolke
da drüben in dem tiefsten Weiherkolke?
Das ist schön! Hätt ich nur einen Stecken,
schmalzweiße Kelch' mit dunkelroten Flecken.
Und jede Glocke ist frisiert so fein,
wie unser wächsern Engelchen im Schrein.
Was meinst du, schneid ich einen Haselstab
und wat' ein wenig in die Furt hinab?
Pah! Frösch' und Hechte können mich nicht schrecken,
allein, ob nicht vielleicht der Wassermann
dort in den langen Kräutern hocken kann?

Ich geh, ich gehe schon - ich gehe nicht.
Mich dünkt, ich sah am Grunde ein Gesicht.
“Komm, lass uns lieber heim, die Sonne sticht!"
Die Spatzen, o, die kleinen Brüderlein,
grau und minder sitzen sie im Sonnenschein,
warten, wo die Dornen aus den Hecken greifen,
bis die heubeladnen Wagen daran streifen,
tragen eifrig Halm um Halm im Schnabel fort,
zimmern ihr Geniste hoch am sichern Ort.

Für die Pferde vor den Wagen schwerbeladen
sind die kleinen Spatzen gute Kameraden.
Wenn der müde, alte Gaul den Kopf lässt hängen,
wenn die wunden Glieder schmerzen in den Strängen,
kommen schon die unverwüstlich muntern Spatzen
und ergötzen ihn mit Schimpfen und mit Schwatzen.

Und auch darum will ich noch die Spatzen preisen,
weil sie nicht im Herbst zum warmen Süden reisen.
In den grauen, in den weißen Wintertagen
kann sie selbst der grimme Hunger nicht verjagen.
Gebe Gott, dass Schnee und Wind sie nicht vermehren,
und dass bald die warmen Tage wiederkehren!

 

Nutze deine jungen Tage
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Nutze deine jungen Tage,
lerne zeitig, klüger sein.
Auf des Glückes großer Waage
steht die Zunge selten ein.
Du musst steigen oder sinken,
du musst herrschen und gewinnen
oder dienen und verlieren,
leiden oder triumphieren,
Amboss oder Hammer sein!

 

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